Eignungstests für das Medizinstudium

MUDr. Amandeep Grewal

MUDr. Amandeep Grewal

Arzt & Co-Founder von futuredoctor

Lesezeit: 6 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 20. März 2024

📖 Inhaltsverzeichnis

Ohne Abi von 1,0 ist ein Medizinstudienplatz an einer staatlichen deutschen Uni auf den ersten Blick nur schwer erreichbar und der Weg dorthin oft mit einigem zeitlichen Aufwand verbunden. Neben monate- bis jahrelangen Freiwilligendiensten und Berufsausbildungen können aber auch medizinische Eignungstests den Abischnitt aufbessern und den Weg ins Studium ebnen. Dabei spielt in Deutschland der berüchtigte Test für medizinische Studiengänge (TMS) die wohl wichtigste Rolle, da er an allen deutschen Unis berücksichtigt wird. Aber sowohl in Deutschland, als auch im deutschsprachigen Ausland gibt es Alternativen. Welche das sind, kannst du hier nachlesen:

HAM-Nat, HAM-SJT und HAM-Man

Als Alternative zum TMS stehen in Deutschland die Hamburger Auswahltests zur Verfügung, der HAM-Nat, HAM-SJT und HAM-Man.

Der HAM-Nat ist ein knapp dreistündiger, naturwissenschaftlicher Multiple-Choice Test, in dem Wissen in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie und Biologie auf gymnasialen Schulniveau, so  logisches Denken abgeprüft werden.

Im Gegensatz dazu geht es im HAM-SJT um sogenanntes „Situational Judgement“, also soziale Kompetenzen. Dazu müssen etwa eine Stunde lang Handlungsoptionen zu fiktiven Situationsbeschreibungen ausgewählt werden. Hier werden Soft Skills wie Empathie, Entscheidungs-und Kommunikationsfähigkeit getestet.

Zuletzt gibt es noch den HAM-Man, eine Arbeitsprobe, bei der Zahnmedizininteressierte ihre handwerklichen Fähigkeiten beim exakten Biegen von Draht unter Beweis stellen können. Auch dieser Test dauert etwa eine Stunde lang.

Der HAM-Nat wird in Magdeburg für Humanmedizin und in Hamburg für Human- und Zahnmedizin berücksichtigt. Hamburg rechnet Bewerber*innen zusätzlich auch die Ergebnisse des HAM-STJ für beide Fächer und den HAM-Man für Zahnmedizin an.

In Hamburg werden dabei für Humanmedizin im AdH das Abi und der HAM-Nat mit je 40 von 100, der HAM-SJT mit 20 Quotenpunkten berücksichtigt. In der ZEQ gehen von 100 möglichen Punkten 80 aus dem HAM-NAT und 20 aus dem HAM-SJT hervor.

Für Zahnmedizin gelten – ebenfalls in Hamburg – folgende Bewertungen: im AdH 25 Quotenpunkte Abiturleistung + 30 Quotenpunkte HAM-Nat + 30 Quotenpunkte HAM-Man + 15 Quotenpunkte HAM-SJT und in der ZEQ 50 Quotenpunkte HAM-Nat + 30 Quotenpunkte HAM-Man + 15 Quotenpunkte HAM-SJT + 5 Quotenpunkte Freiwilligendienst.

In Magdeburg wird der Ham-Nat für Humanmedizin in Quote 2 und 3 des AdH in Kombination mit Abiturnote und Berufsausbildung und in der ZEQ zusätzlich zu Berufsausbildung und –erfahrung anerkannt.

Die Anmeldung für alle drei Tests erfolgt über die Website https://www.auswahltestzentrale.de/. Dort ist außerdem kostenloses Übungsmaterial erhältlich. Die Gebühr für den HAM-Nat beträgt 75€, die Teilnahme an den anderen beiden Tests ist  kostenlos (Stand April 2023). Der Test wird zweimal jährlich ausgerichtet, die Bewerbungsphase für den Frühjahrstermin im März läuft dabei in der Regel von Anfang Dezember bis Mitte Januar, die für den Herbsttermin im September von Anfang Juli bis Mitte August. Die Teilnahme kann beliebig oft wiederholt werden.

Da grade der HAM-Nat viel Faktenwissen abfragt, ist eine gewissenhafte Vorbereitung sehr zu empfehlen, selbst dann, wenn man die Prüffächer bereits in der gymnasialen Oberstufe hatte. Neben den kostenlosen Übungssimulationen auf der Anmeldewebsite gibt es zahlreiche Vorbereitungsbücher und -kurse von privaten Anbieter*innen. Diese sind oft auch günstiger gebraucht erhältlich, beispielsweise in Facebookgruppen zu den Tests.

MedAT

Medizin auf Deutsch zu studieren ist natürlich nicht nur in Deutschland, sondern auch im restlichen deutschsprachigen Raum möglich. In Österreich muss dafür – unabhängig vom Abitur – der MedAT geschrieben werden. Das gilt sowohl für Zahn- als auch Humanmedizin und für alle vier Standorte medizinischer Universitäten (Wien, Graz, Linz und Innsbruck).

Der Aufnahmetest für Humanmedizin (MedAT-H) besteht auf vier Teilen: dem „Basiskenntnistest Medizinische Studien (BMS)“, wo die Naturwissenschaften Biologie, Chemie, Mathematik und Physik auf Abiturniveau abgefragt werden, dem Test zum „Textverständnis (TV)“, den „Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten (KFF)“, wo in 5 Untertests unter anderem die Merkfähigkeit und logisches Denken herausgefordert werden und der Aufgabengruppe zu „Sozial-emotionale Kompetenzen (SEK)“, in der Handlungsentscheidungen und Empathie  geprüft werden.

Der analoge Test für Zahnmedizin (MedAT-Z) unterscheidet sich lediglich dadurch, dass statt dem Untertest Textverständnis, Aufgaben zu manuellen Fertigkeiten (MF) in Form von Drähte biegen und Formen spiegeln gestellt werden.

Die Anmeldung zum MedAT erfolgt online über die Website https://www.medizinstudieren.at/ und kann pro Testdurchlauf nur für einen Unistandort erfolgen, allerdings beliebig oft für verschiedene Unis angetreten werden.

Um letztendlich einen Studienplatz zu erhalten, müssen Bewerber*innen einen gewissen Rang auf der Rangliste des entsprechenden Testsorts erreichen. Es werden allerdings nur 20% der Studienplätze an Kandidat*innen mit Abitur aus dem nicht-österreichischen EU-Ausland vergeben (wichtig: hier zählt nicht die Staatsbürgerschaft, sondern lediglich das Reifezeugnis), sie müssen also besonders gut abschneiden, um einen Studienplatz zu erlangen.

Essentiell für ein gutes Ergebnis ist auch bei diesem Test eine gründliche Vorbereitung. Die Anmeldewebsite www.medizinstudieren.at stellt dafür ein umfangreiches Kontingent an kostenlosen Lernmaterialien, Vorbereitungsvideos und Tipps zur Verfügung. Zusätzlich gibt es auch hier ein breites Angebot an Übungsbüchern und Vorbereitungskursen von externen Anbieter*innen, die zum Teil aber sehr kostspielig und nicht zwingend erforderlich sind.

EMS

Der EMS ist das Schweizer Äquivalent zum MedAT und muss unabhängig vom Abiturschnitt geschrieben werden, sobald es für eine Uni mehr Bewerber*innen als Studienplätze gibt. Vom Aufbau und Inhalt her entspricht er fast 1:1 dem deutschen TMS, daran teilnehmen dürfen allerdings – mit sehr wenigen Ausnahmen (z.B. Niederlassungsbewilligte der Kategorie C) – nur Schweizer Staatsbürger*innen. Wer trotzdem Teile seines Studiums in der Schweiz verbringen möchte, kann das aber im Rahmen von Famulaturen, Erasmus-Semestern oder PJ-Tertialen.

Ready?

Falls du dich demnächst an die Vorbereitung für einen der medizinischen Aufnahmetests wagst, wünschen wir dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen! Egal, wie dein Weg in die Medizin verläuft und welche Umwege du nimmst, wir stehen immer mit Rat und Tat zur Seite und helfen gerne bei allen Problemen rund um die Bewerbung, den Studienstart und darüber hinaus. Schau dich dafür gerne auf unserer Website um oder kontaktiere uns persönlich!

Quellen: www.auswahltestzentrale.de, www.uke.de, www.med.uni-magdeburg.de, www.medizinstudieren.at, www.swissuniversities.ch

Dieser Beitrag wurde von Maria Kieschke verfasst.