☝️ The most important facts in brief
- Die Landarztquote ermöglicht ein Medizinstudium auch ohne 1,0-Abi.
- Wer sie nutzt, verpflichtet sich zu mindestens 10 Jahren Arbeit auf dem Land.
- Der Vertrag ist rechtlich bindend und kann hohe Strafzahlungen nach sich ziehen.
- Facharztwahl ist eingeschränkt – nur Allgemeinmedizin ist möglich.
- Die Bewerbungschancen sind geringer als viele denken.
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Ärztemangel in Deutschland – und die Idee der Landarztquote
Deutschland kämpft seit Jahren mit einem wachsenden Ärztemangel – besonders in ländlichen Regionen. Ein zentrales Problem ist dabei die drohende Unterversorgung in diesen Gebieten, da der Versorgungsgrad häufig unter dem notwendigen Schwellenwert liegt.
Während große Städte gut versorgt sind, fehlt es auf dem Land an Hausärzten, wodurch der Bedarf an medizinischer Versorgung in diesen Regionen besonders hoch ist. Viele junge Mediziner zieht es in die Klinik oder in spezialisierte Fachrichtungen – nicht in die Allgemeinmedizin auf dem Dorf.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben Bund und Länder die sogenannte Landarztquote eingeführt. Sie soll mehr Studierende für die Hausarztmedizin gewinnen – insbesondere in strukturschwachen Regionen. Die Landarztquote dient dabei als Gegenzug zur Sicherung des ärztlichen Nachwuchses und betont die Bedeutung gezielter Nachwuchsförderung für die medizinische Versorgung auf dem Land.
Doch was genau bedeutet das? Und ist dieser Weg wirklich empfehlenswert?
What is the rural doctor quota?
Die Landarztquote ist ein besonderes Zulassungsverfahren zum Medizinstudium.
Sie ermöglicht Bewerberinnen und Bewerbern den Zugang unabhängig vom Abiturdurchschnitt oder TMS-Ergebnis – sofern sie sich verpflichten, später als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten.
Bis zu 10 % aller Medizinstudienplätze können in den Bundesländern über diese Quote vergeben werden.
Die genauen Voraussetzungen und Verfahren unterscheiden sich jedoch von Land zu Land.
Grundprinzip:
- Keine Bewerbung über Hochschulstart nötig.
- Bewerbung direkt beim jeweiligen Bundesland.
- Verpflichtung: Nach dem Studium und der Facharztweiterbildung mindestens 10 Jahre Tätigkeit als Hausarztin einer unterversorgten Region.
Klingt zunächst nach einer Win-Win-Situation: Ein Studienplatz auch ohne 1,0 – und gleichzeitig ein Beitrag gegen den Ärztemangel.
Doch die Realität zeigt, dass diese Regelung auch erhebliche Nachteile mit sich bringt.
Bundesländer mit Landarztquote
Die Landarztquote ist längst nicht in allen Bundesländern verfügbar – aber sie gewinnt immer mehr an Bedeutung im Kampf gegen den Ärztemangel auf dem Land. Aktuell haben sich mehrere Bundesländer dazu entschieden, die Landarztquote als festen Bestandteil ihres Auswahlverfahrens für das Medizinstudium einzuführen. Dazu zählen unter anderem Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Sachsen.
Jedes dieser Bundesländer hat eigene Regelungen, wie die Landarztquote umgesetzt wird: Die Zahl der vergebenen Plätze, die Auswahlkriterien und die genaue Ausgestaltung der Verpflichtung können sich unterscheiden. Eines haben jedoch alle gemeinsam: Ziel ist es, die medizinische Versorgung in unterversorgten Regionen zu sichern und dem Ärztemangel gezielt entgegenzuwirken.
Gerade in ländlichen Regionen von Baden-Württemberg, Bayern und anderen Flächenländern ist die Landarztquote ein wichtiger Baustein, um langfristig mehr Hausärzte für die Versorgung der Bevölkerung zu gewinnen. Wer sich für einen Medical study place über die Landarztquote bewirbt, sollte sich daher immer genau über die Bedingungen im jeweiligen Bundesland informieren.
3 reasons against the rural doctor quota
Die Landarztquote öffnet zwar Chancen für Bewerber mit schwächeren Noten, ist aber nicht ohne Risiko.
Bevor du dich bewirbst, solltest du dir die langfristigen Folgen und Verpflichtungen genau bewusst machen.
Hier sind die drei wichtigsten Gründe, die gegen die Landarztquote sprechen.
1. Der langfristige Vertrag – Bindung für mehr als ein Jahrzehnt
Das größte Problem der Landarztquote ist die vertragliche Verpflichtung.
Wer sich für diesen Weg entscheidet, unterschreibt einen bindenden Vertrag mit dem jeweiligen Bundesland.
Dieser Vertrag sieht vor, dass du:
- nach deinem Studium und
- nach der Facharztausbildung (in der Regel 5 Jahre)
- 10 Jahre als Allgemeinmediziner in einer ländlichen Region arbeitest.
Rechnen wir das einmal durch:
Start mit 20 Jahren → Studium (6 Jahre) → Facharztausbildung (5 Jahre) → Verpflichtung (10 Jahre)
Du bist mindestens 41 bis 42 Jahre alt, wenn du wieder frei über deinen Arbeitsort entscheiden kannst.
Das bedeutet:
Du bindest dich für über 20 Jahre deines Lebens an eine bestimmte Fachrichtung und einen festgelegten Arbeitsort.
Viele unterschätzen, wie sehr sich persönliche Lebenssituationen in dieser Zeit verändern können – Familie, Partnerschaft, Kinder oder gesundheitliche Aspekte.
Was passiert, wenn du den Vertrag brichst?
Wer die Verpflichtung nicht einhält, muss eine hohe Vertragsstrafe zahlen – oft bis zu 250.000 Euro.
Das ist für junge Ärztinnen und Ärzte ein enormer finanzieller Druck.
Tip: Lies die Vertragsbedingungen deines Bundeslands genau. Manche bieten Ausnahmeregelungen (z. B. bei Krankheit oder familiären Gründen), die Strafen abmildern können.
2. Eingeschränkte Facharztwahl – du bist festgelegt auf Allgemeinmedizin
Ein weiterer Nachteil:
Die Landarztquote schreibt vor, dass du Hausarzt, also Facharzt für Allgemeinmedizin, wirst.
Was zunächst sinnvoll klingt, wird zum Problem, wenn sich deine Interessen im Laufe des Studiums ändern.
Viele Studierende starten mit einem bestimmten Berufsziel – und ändern es später wieder.
Vielleicht faszinieren dich plötzlich Surgerypaediatrics or Radiology.
Doch wenn du die Landarztquote nutzt, hast du keine Wahl: Du musst Allgemeinmediziner werden.
Warum das riskant ist:
- Die Facharztausbildung in der Allgemeinmedizin dauert rund 5 Jahre.
- Wenn du mitten im Studium merkst, dass dich eine andere Fachrichtung mehr reizt, ist ein Wechsel kaum möglich.
- Ein Ausstieg bedeutet, dass du den Vertrag brichst – und die oben erwähnte Vertragsstrafe droht.
Kurz gesagt: Die Landarztquote nimmt dir die Freiheit, deinen beruflichen Weg flexibel zu gestalten.
3. Hohe Bewerberzahl – kein garantierter Studienplatz
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass man über die Landarztquote automatisch einen Studienplatz bekommt.
Das stimmt so nicht.
Die Landarztquote ist beliebt – und die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich.
Example:
Im Jahr 2020 bewarben sich rund 680 Personen auf nur 100 Plätze.
Das bedeutet, dass auch hier eine Auswahl stattfindet – zwar mit anderen Kriterien, aber dennoch kompetitiv.
Auswahlkriterien sind u. a.:
- Letter of motivation
- Gespräche oder Assessment-Center
- Eignungstests (z. B. TMS oder Naturwissenschafts-Checks)
- Nachweise über Praktika oder soziales Engagement
Wer sich bewirbt, muss also nicht nur überzeugend begründen, warum er Country doctor werden möchte, sondern auch zeigen, dass er langfristig geeignet und motiviert ist.
Die Chancen auf einen Studienplatz sind hier etwas besser als im normalen Auswahlverfahren – aber weit entfernt von einer Garantie.
Numerus Clausus und Landarztquote – ein alternativer Weg ins Medizinstudium?
Der klassische Weg zum Medizinstudium in Deutschland führt meist über den Numerus Clausus (NC). Hier entscheidet in erster Linie die Abiturnote darüber, wer einen der begehrten Medizinstudienplätze erhält. Für viele Bewerber mit nicht perfektem Abi-Schnitt ist das eine große Hürde.
Die Landarztquote bietet hier einen alternativen Weg: Sie öffnet das Medizinstudium auch für diejenigen, deren Abiturnote nicht ausreicht, um direkt über den NC einen Platz zu bekommen. Stattdessen zählen bei der Landarztquote auch andere Qualifikationen – zum Beispiel eine abgeschlossene Ausbildung im Gesundheitswesen, Berufserfahrung, ehrenamtliches Engagement oder ein überzeugendes Bewerbungsgespräch. Das Auswahlverfahren ist damit breiter aufgestellt und bewertet die Eignung für das Medizinstudium nicht nur nach Zahlen, sondern auch nach Motivation und Praxiserfahrung.
Gerade für Bewerber, die sich schon früh für eine Tätigkeit als Landarzt begeistern und praktische Erfahrung mitbringen, ist die Landarztquote ein attraktiver Weg, einen Medizinstudienplatz zu erhalten – unabhängig von der eigenen Abiturnote.
Weitere Nachteile, die du bedenken solltest
Neben den drei Hauptgründen gibt es noch einige zusätzliche Punkte, die gegen die Landarztquote sprechen könnten:
- Regionale Bindung: Du kannst dir deinen Arbeitsort meist nicht frei aussuchen – er wird vom Land bestimmt.
- Hohe Verantwortung: In unterversorgten Regionen arbeitest du oft mit wenig Personal und langen Arbeitszeiten.
- Unklare Lebensplanung: Familie, Partnerschaft oder Karriere in der Stadt sind schwer vereinbar.
- Geringere fachliche Vielfalt: Als Hausarzt arbeitest du breit, aber weniger spezialisiert.
Erfahrungsberichte: Was sagen Studierende und Landärzte?
Wie erleben Studierende und Landärzte, die ihren Weg über die Landarztquote ins Medizinstudium gefunden haben, diesen besonderen Einstieg? Viele berichten von durchweg positiven Erfahrungen: Sie schätzen die Möglichkeit, auch ohne Spitzen-Abiturnote einen Medizinstudienplatz zu bekommen, und fühlen sich durch die praktische Ausrichtung und das Engagement für die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen besonders motiviert.
Studierende erzählen, dass die Landarztquote ihnen nicht nur den Zugang zum Studium ermöglicht hat, sondern auch eine klare berufliche Perspektive bietet. Sie erleben die Ausbildung als praxisnah und sinnstiftend, da sie wissen, dass ihre spätere Tätigkeit einen echten Unterschied in der Versorgung vor Ort macht.
Auch Landärzte, die über die Landarztquote in ihren Beruf gestartet sind, berichten von einer hohen Zufriedenheit. Sie betonen, wie wichtig die Landarztquote für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung in unterversorgten Regionen ist und sehen ihre Arbeit als sinnvolle und erfüllende Aufgabe. Viele empfinden die enge Bindung an die Region und den direkten Contact us zu den Menschen als großen Vorteil.
Insgesamt zeigen die Erfahrungsberichte: Die Landarztquote kann für engagierte Bewerber und Bewerberinnen ein echter Gewinn sein – für die eigene Karriere und für die medizinische Versorgung auf dem Land.
Wann sich die Landarztquote trotzdem lohnen kann
Natürlich ist die Landarztquote nicht grundsätzlich schlecht.
Für bestimmte Bewerbergruppen kann sie eine echte Chance sein – vor allem, wenn du wirklich Hausarzt werden möchtest und gerne auf dem Land lebst.
Advantages:
- Studienplatz auch ohne 1,0-Abitur
- Sicherheit: garantierter Platz bei Zusage
- Beitrag zur medizinischen Versorgung im ländlichen Raum
- Praxisnaher, menschennaher Beruf
- Wenn du diese Motivation mitbringst und dir der langfristige Weg bewusst ist, kann die Landarztquote der richtige Einstieg sein.
Alternatives to the rural doctor quota
Wenn du dir unsicher bist, ob du dich so lange binden möchtest, gibt es mehrere Alternativen, um trotzdem Medizin zu studieren – auch ohne Top-Abi:
- TMS (test for medical degree programmes) – kann deinen Schnitt deutlich verbessern.
- Studying medicine abroad – z. B. in Österreich, Polen, Tschechien oder Ungarn.
- Private Universitäten – Zugang über Auswahlverfahren statt NC.
- Ausbildung im Gesundheitswesen – wertvolle Erfahrung + Pluspunkte im Auswahlverfahren.
- Bundeswehrstudium – kostenloses Studium mit späterer Dienstverpflichtung.
Fazit: Landarztquote – gut gemeint, aber nicht für jeden geeignet
Die Landarztquote ist ein interessanter Ansatz, um dem Ärztemangel auf dem Land zu begegnen.
Doch die langfristige Bindung, die eingeschränkte Facharztwahl und die hohe Bewerberzahl machen sie zu einem Weg, den man nur mit klarer Überzeugung gehen sollte.
Wenn du dir zu 100 % sicher bist, dass du Allgemeinmediziner werden willst und dich das Leben auf dem Land reizt, kann die Quote eine tolle Möglichkeit sein.
Wenn du aber noch unsicher bist, wo deine berufliche Reise hingeht, solltest du andere Wege ins Medizinstudium prüfen.
Die wichtigste Regel: Triff keine Entscheidung aus Angst vor einem schlechten Abischnitt – sondern aus Überzeugung.

