Freiwilligendienst – Menschen helfen und Chancen auf einen Medizinstudienplatz erhöhen

MUDr. Andreas Zehetner

MUDr. Andreas Zehetner

CO-Founder von futuredoctor

Lesezeit: 7 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 8. April 2024
Freiwilligendienst - Menschen helfen und Chancen auf einen Medizinstudienplatz erhöhen

📖 Inhaltsverzeichnis

Um sich den Traum vom Medizinstudium in Deutschland zu erfüllen, müssen Anwärter*innen einige Hürden überwinden. Wem der Abiturschnitt keinen Platz in der Abiturbestenquote verschafft, kann sich über eine der beiden anderen Quoten, also das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) oder die zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) bewerben. Während im AdH sowohl schulnotenabhängige, als auch -unabhängige Kriterien berücksichtigt und darüber 60% der Studienplätze vergeben werden, zählen in der ZEQ, die 10% der Plätze umfasst, sogar nur schulnotenunabhängige Kriterien.

Neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung im medizinischen Bereich und Preisen in bildungsbezogenen Wettbewerben, werden in beiden Quoten auch abgeleistete Dienste anerkannt. Welche Dienste sich dafür eignen, wie die Bewerbung und Anerkennung funktioniert und was dich in einem Dienst überhaupt erwartet, findest du hier auf einen Blick:

Welche Dienste werden anerkannt?

Für das AdH oder die ZEQ werden abgeleistete Dienste in fachlich einschlägigen Bereichen anerkannt. Dazu gehören nicht nur Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder ein Bundesfreiwilligendienst (BFD), sondern auch bescheinigte ehrenamtliche Tätigkeiten über mindestens zwei Jahre bei bestimmten gemeinnützigen Organisationen (die Johanniter, die Malteser, Feuerwehr, DLRG, ASB, DRK/DKMS, THW). Es lohnt sich also, sich bereits zu Schulzeiten Gedanken über ein ehrenamtliches Engagement zu machen.

Ein Freiwilligendienst kann in Form eines FSJs, eines BFDs, eines internationalen Jugendfreiwilligendienstes, eines entwicklungspolitischen, europäischen oder anderen Freiwilligendienstes im Ausland oder eines freiwilligen Wehrdienstes abgeleistet werden. Ob der Dienst am Ende bei der Bewerbung für das Medizinstudium berücksichtigt wird, hängt unter anderem vom fachlichen Bereich und der Organisation ab. Während die meisten Dienste in medizinischen Organisationen und Einrichtungen in Deutschland problemlos anerkannt werden, schadet es grade bei Auslandsdiensten nicht, sich im Voraus direkt an Hochschulstart zu wenden, um eine Anerkennung sicherzustellen.

Freiwilligendienste werden ab einer Dauer von elf Monaten anerkannt. Wichtig ist dabei, dass die elf Monate spätestens am Stichtag des 31.01. für das Sommersemester bzw. am 31.07. für das Wintersemester abgeschlossen werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass zum Bewerbungszeitpunkt alle Bescheinigungen vorhanden sind, sollte den Zeitraum daher sorgfältig vorausplanen und womöglich auch schon vor Beendigung des Dienstes Rücksprache mit dem/der Arbeitgeber*in über die Fristen halten, damit die Ausstellung möglichst reibungslos und zeitnah nach Ende des Einsatzes erfolgt.

Wie stark ein Dienst in der Bewerbung für einen Medizinstudienplatz berücksichtigt wird, unterscheidet sich von Uni zu Uni. Wem die Recherche und Berechnung der individuellen Chancen unter Berücksichtigung aller Kriterien der einzelnen Hochschulen zu aufwändig ist, kann es sich leicht machen und kostenlose Tools wie die App „ncrechner“ verwenden. Hier können ganz unkompliziert die bisherigen Leistungen eingegeben werden, woraufhin das Programm eine Liste mit den potentiellen Chancen auf einen Studienplatz an allen deutschen Universitäten für Medizin erstellt.

Wie finde ich den richtigen Dienst für mich?

Bei der Auswahl des Dienstes sollte man sich zunächst über die Art und den Ort des Dienstes Gedanken machen. Wer in Deutschland bleiben, aber keinen Wehrdienst ableisten möchte, kann zum Beispiel ein FSJ oder einen BFD in Erwägung ziehen. Beide sind vom Inhalt und Aufbau her ähnlich allerdings ist ein FSJ nur bis zum 27. Lebensjahr und auch nur einmal im Leben möglich. Dafür kann es, anders als der BFD auch im Ausland absolviert werden.
Bei der Auswahl des medizinischen Einsatzbereichs kann man als Medizininteressierte*r im Grunde genommen gar nicht viel falsch machen. Sowohl im Rettungsdienst, als auch in Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen können wertvolles Wissen und Skills erlernt, Selbstständigkeit gewonnen und Erfahrungen gesammelt werden. Als Entscheidungshilfe können sowohl Erfahrungsberichte aus dem Internet (z.B. https://www.fsj-bfd.de/fsj-bfd ) oder dem Bekanntenkreis, als auch kleine Hospitationen und Praktika im Voraus nützlich sein. Es bietet sich für Unentschlossene eventuell an, zu bedenken, dass Freiwilligendienste in Kliniken teilweise als Ersatz für das Pflegepraktikum anerkannt werden. Dafür muss die Station des Einsatzes aber bestimmte Kriterien erfüllen. Welche das sind und weitere hilfreiche Tipps zum Pflegepraktikum werden wir schon bald für dich zusammenfassen.

Freiwilligendienst - Tu was Gutes und erhöhe deine Chancen auf einen Medizinstudienplatz

Wie bewerbe ich mich auf einen Freiwilligendienst?

Die Bewerbung für einen Freiwilligendienst erfolgt in der Regel direkt über die gewünschte Einrichtung bzw. Organisation. Meistens findet man auf den jeweiligen Internetseiten bereits alle für den Bewerbungsprozess nötigen Informationen. Alternativ können aber auch Initiativbewerbungen bei Personalabteilungen eingereicht werden. Fragt dafür einfach per Mail nach freien Stellen für Freiwilligendienste in eurem gewünschten Zeitraum und schickt am besten gleich eine Bewerbung mit kleinem Motivationsschreiben und Lebenslauf im Anhang mit. Websites wie https://www.bundesfreiwilligendienst.de können außerdem auf der Suche nach Platzangeboten helfen.
Auf die Vermittlung von FSJ Einsätzen und anderen Freiwilligendiensten im Ausland haben sich Organisationen wie https://www.weltwaerts.de spezialisiert.

Was erwartet mich in meinem Freiwilligendienst?

Ein Freiwilligendienst ist eine tolle Möglichkeit, um nach dem Schulabschluss einen ersten Einblick ins Arbeitsleben und ein Berufsfeld zu bekommen. Man arbeitet in der Regel ca. 40h pro Woche in der Einrichtung und besucht ab und an spezielle Seminare, Kurse und Workshops. Ein richtiges Gehalt gibt es zwar nicht, allerdings ein kleines Taschengeld, meist zwischen 150€ und 500€ pro Monat. Zusätzlich bieten manche Organisationen Fahrtkostenzuschüsse oder sogar Unterkünfte an.
Die Aufgaben im Freiwilligendienst können je nach Einsatzbereich und Einrichtung variieren. Ziel ist es aber, die Kolleg*innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und nach und nach auch immer selbstständiger arbeiten zu können. Dabei wird man im besten Fall aber nie wirklich aus den Augen gelassen und hat daher keinen allzu großen Verantwortungsdruck. Umgekehrt sollte man aber auch nicht durchgehend für fachfremde Aushilfsarbeiten wie Kaffee kochen oder Reinigungsarbeiten ausgenutzt werden. Bei Unzufriedenheit mit den zugeteilten Aufgaben ist es daher immer wichtig, Vorgesetzte und Mitarbeiter*innen darauf anzusprechen und Probleme zu kommunizieren. Dabei helfen auch die regelmäßigen Seminare, in denen Freiwilligendienstleistende u.a. über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden und Tipps für Konfliktsituationen im Dienst bekommen.

Um aus einem Freiwilligendienst möglichst viel mitzunehmen, sollte man motiviert und interessiert sein, sich einbringen und Neues lernen wollen. Die Erfahrungen aus dem Dienst können nämlich nicht nur der Verfestigung von Zielen und sinnvollen Überbrückung von Wartezeit auf einen Studienplatz dienen, sondern auch inhaltlich eine gute Basis und Vorbereitung für das Medizinstudium oder eine Ausbildung im medizinischen Bereich bieten.
Die Zeit des Dienstes kann außerdem genutzt werden, um sich auf Eignungstests vorzubereiten, die im Bewerbungsverfahren für Medizinstudienplätze ebenfalls Punkte geben.

Freiwilligendienst trotz Medizinstudienplatz

Ein Freiwilligendienst kann absolviert werden, um die Chancen auf einen Medizinstudienplatz zu erhöhen, aber auch bereits für Medizin zugelassene Bewerber*innen können den Dienst antreten, ohne ihren Studienplatz wieder zu verlieren. Dafür kann dieser über Hochschulstart zurückgestellt und bis spätestens zwei Bewerbungsphasen nach Dienstende in Anspruch genommen werden.

Startklar?

Hoffentlich konntest du einen gewissen Überblick zum Thema „Freiwilligendienst“ gewinnen und vielleicht konnten wir dir ja sogar ein bisschen bei deiner Entscheidung helfen. Sollten aber noch Fragen offen sein oder dich weitere Themen rund ums Medizinstudium interessieren, schau dich gerne ein bisschen auf unserer Website um oder kontaktiere uns einfach direkt per Mail oder Instagram.

Dieser Beitrag wurde von Maria Kieschke verfasst.