Studieren zwischen Eishockeyspielen und Ahornsirup – Das Medizinstudium in Kanada

Lara Wagenecker

Lara Wagenecker

Autorin bei futuredoctor

Lesezeit: 4 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 14. November 2023
Studieren zwischen Eishockeyspielen und Ahornsirup – Das Medizinstudium in Kanada

📖 Inhaltsverzeichnis

Dieser Blog Beitrag wurde von unserer Medizinstudentin in Bratislava, Isabella Raber, verfasst.

Für viele ist es ein Traum in Kanada Medizin studieren zu können, denn neben dem freundlichen Volk besitzt Kanada wunderschöne Landschaften und große Städte mit modernen Krankenhäusern. Das Nordamerikanische Land erstreckt sich über 9,98 Milliarden Quadratkilometern mit gerade einmal 17 medizinischen Fakultäten.

Doch wie ist das Medizinstudium in Kanada aufgebaut?

Anders als in Deutschland oder Österreich teilt sich das Medizinstudium in Kanada in einen „Undergraduate“ und „Graduate“ Studiengang auf. Das „Undergrad“ Programm, auch „Pre-med“ genannt, dauert ca. drei bis fünf Jahre und wird mit einem Bachelor abgeschlossen. Hier werden meistens Fächer wie Biologie, Chemie oder Genetik behandelt, um eine gute naturwissenschaftliche Grundlage aufzubauen, die wichtig für das spätere Medizinstudium ist.

Die Anforderungen sind nicht immer dieselben

Da die Vergabe der Studienplätze nicht wie in Deutschland zentral abläuft, sondern über jede Universität einzeln abläuft, ist zu beachten, dass nicht jede Universität in Kanada dieselben Voraussetzungen besitzt, was die Fächerwahl des Bachelorstudiums bzw. des Undergraduate-Studiums angeht. Während die Universität in Ottawa die Absolvierung des Faches organische Chemie verlangt, um für das Medizinstudium angenommen zu werden, setzt die Queen‘s Universität in Kingston diese Anforderungen nicht voraus. Die Informationen für die Anforderungen der Universitäten und das Bewertungssystem sind auf der Website der jeweiligen Universität zu finden.

Der MCAT als kanadischer TMS

Zusätzlich zum abgeschlossenen Bachelorstudium, ist der sogenannte “medical college admission test“, kurz MCAT genannt wichtig. Er ist in etwa vergleichbar mit dem TMS („Test für medizinische Studiengänge“) und besteht aus den Teilen Physik, Chemie, Biologie und sprachlichem Verstehen. Er dauert vier Stunden und 5 Minuten und kann bei einem nicht ausreichenden Ergebnis bis zu drei Mal innerhalb von 12 Monaten wiederholt werden. Auch hier ist zu beachten, dass der MCAT an den einzelnen Universitäten unterschiedlich gewichtet wird, und an manchen sogar gar nicht mit einbezogen wird.

Graduate-Programm: Jetzt geht die Medizin richtig los

Wurde der Bachelor-Studiengang erfolgreich absolviert, kann man sich nun für ein Graduate-Programm bewerben, welches mit dem Titel „M.D.“, kurz für Medical Doctor, abgeschlossen wird. Dieser dauert vier Jahre und teilt sich nun in einen vorklinischen Abschnitt und einen klinischen Abschnitt ein. Hierbei wird der Fokus auf den medizinischen Aspekt und die Forschung gelegt. Der vorklinische Abschnitt beinhaltet die Fächer Anatomie, Histologie, Mikrobiologie, Physiologie, Ethik, Genetik und Epidemiologie und bietet die Basis für den klinischen Abschnitt, der die Fächer Innere Medizin, Familienmedizin (auch Hausarztmedizin genannt), Psychiatrie, Chirurgie, Notfallmedizin, Pädiatrie (Kindermedizin) und Gynäkologie beinhaltet.

In der Herbstzeit des letzten Studienjahres beginnt der „Canadian Resident Matching Service“ (CaRMS). Die Medizinstudent:innen listen die gewünschte Ausbildung zum/zur Facharzt/ärztin und das jeweilige Krankenhaus, in dem sie arbeiten wollen, nach Präferenz auf. Dasselbe passiert auch für die Krankenhäuser. Sie listen ebenso diskret die jeweiligen Medizinstudent:innen auf, die sie in ihr Facharzt/ärztin-Programm aufnehmen wollen. Letztendlich wird über ein Programm am „Match Day“ entschieden welche/r Medizinstudent:in in welchem Krankenhaus und in welcher Fachrichtung anfangen wird zu arbeiten. Der Werdegang zum/zur Arzt/Ärztin ist auch in Kanada ein langer Weg mit einigen Hürden und viel Konkurrenz um die Studienplätze. Hat man es jedoch in das medizinische Programm geschafft, so wird einem eine qualitativ gute Ausbildung mit spannenden Erlebnissen und einer großartigen Zeit ermöglicht, die sicherlich nicht mit dem Studium aufhören wird, sondern im Krankenhaus fortgesetzt wird.